Internationales musikwissenschaftliches Symposium an der Joseph-Haydn-Privathochschule Eisenstadt
„Sinfonia caracteristica“
Über das Charakteristische, das Abbildende und das Dramatische in der Instrumentalmusik des
18. Jahrhunderts
21 – bis 22. Oktober 2024
„…dass er [J.Haydn] in seinen Symphonien öfters moralische Charaktere geschildert habe.“
(G. A. Griesinger)
Das erste Internationale Haydn-Symposium an der Joseph Haydn Privathochschule zum Thema „Sinfonia caracteristica“, das am 21. und 22. 10. 2024 stattgefunden hat, brachte viele neue Aspekte und Erkenntnisse zu Tage. Diverse Forschungsthemen zur Musik von und um Joseph Haydn wurden erörtert, aber auch neue Fragen wurden aufgeworfen und diskutiert.
Der inhaltliche Impuls ging von jenen Symphonien Joseph Haydns aus, die nachweislich auch für dramatische Zwecke Verwendung fanden bzw. die er nachträglich aus Ouvertüren und Zwischenaktmusiken zusammengestellt hat. Allgemein widmete sich das Symposium der Musik des 18. Jhdts. im Spannungsfeld zwischen „Lautmalerei“ und „absoluter Musik“ und behandelte Haydns Instrumentalkompositionen, wie auch das kompositorische Umfeld an Beispielen seiner Zeitgenossen aus der Perspektive der „Schilderung moralischer Charaktere“.
Neun Referent:innen aus den USA, Deutschland, der Slowakei und Österreich behandelten aus verschiedenen theoretischen, praktischen und wissenschaftlichen Perspektiven den Einfluss der „analogen“ Theatermusik auf die „absolute“ Instrumentalmusik und die daraus resultierenden Möglichkeiten semantischer Deutung.
Die Teilnehmer:innen und ihre Themen:
- Hartmut Krones (Keynote Speaker, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien): „Die meisten Eigenschafften einer Melodie […] geben keinen eigentlichen Character.“ Zur Sicht des „Characteristischen“ im 18. Jahrhundert
- James Webster(Cornell University Ithaca, N.Y.): “What is a ‘characteristic’ Symphony?”
- Christian Moritz-Bauer (Universität Wien – Institut für Musikwissenschaft): „‘Alte[r] Schmarn‘ und neue Funde: Erzählmittel und -techniken in Haydns sinfonischer Schauspielmusik“
- Richard Will (University of Virginia, Department of Music): “Is Every Symphony a Characteristic Symphony? Interpretation, Performance, and Listening.”
- Marketa Stefkova (Akademie der darstellenden Künste, Bratislava): „Haydns Humor in seiner musikalischen Darstellung“
- Tibor Nemeth (Joseph Haydn Privathochschule Eisenstadt): „Instrumentaldramaturgie“ – Zusammenhänge zwischen Theatermusik und Symphonie in Theorie und Praxis
- Anton Gabmayer (Dirigent, Wien/Korneuburg): „Wie absolut ist ‘absolute Musik‘, wenn Bilder im Kopf das Gehör erreichen?“
- Christine Siegert (Beethovenhaus Bonn, Leitung Forschungszentrum „Beethoven-Archiv“): „Raum und Bewegung als semantische Konzepte in der Sinfonik von Haydn bis Beethoven“
- Peter Gülke (Dirigent, Musikwissenschaftler, Weimar): „Zunehmende Entdeckung auseinanderliegender Charakteristiken von Quartetten und Sinfonien“
Ein Konzert am Abend des ersten Symposiumstages mit einem Kammerorchester, bestehend aus Studierenden und Alumni der JHP unter der Leitung von Chariklia Apostolu, brachte, entsprechend der Thematik des Symposiums, „charakteristischen Sinfonien“ zu Gehör:
- Joseph Haydns Sinfonie Nr. 59, A-Dur (Hob. I:59), die sogenannte „Feuersymphonie“
- Carl Ditters von Dittersdorfs Sinfonie Nr. 6, A-Dur, „Verwandlung der lycischen Bauern in Frösche“ nach Ovids Metamorphosen
- Luigi Boccherinis Sinfonia No. 6 (G 506), d-Moll, “La Casa del Diavolo”
Am zweiten Tag stand nach den Referaten und dem offiziellen Ende des Symposiums ein Besuch im Haydnhaus am Programm, bei dem auch der Walterflügel begutachtet werden konnte.
Zur Dissemination der Inhalte und Ergebnisse wird in Bälde auch ein Symposiumsbericht herausgegeben, der einer breiteren Öffentlichkeit die Möglichkeit gibt, sich über die Inhalte der Vorträge im Detail und den aktuellen Forschungsstand zu informieren.
Mit diesem Symposium konnte das wissenschaftliche Netzwerk der Hochschule erweitert und gestärkt, und auch ein deutliches Signal nach außen für die internationale Haydnforschung an der JHP gesetzt worden, die in Zukunft weiter ausgebaut und einen wesentlichen Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit am Hause darstellen wird.