Bei diesem neuen Format handelt es sich um eine musikwissenschaftliche Vortragsreihe an der JHP, in der zwei komplementäre wissenschaftliche Perspektiven zu einem größer gefassten musikologischen Thema vorgetragen werden.
Zentral sind die Präsentation von internationalen Forschungsprojekten und aktuellen Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Aufführungspraxis sowie die Diskussion von Potential und Grenzen moderner Untersuchungsmethoden. Interdisziplinarität und Musikpraxis nehmen dabei einen ebenso zentralen Stellenwert ein, wie die klassische historische Musikwissenschaft.
Am 29. April 2025 fand die erste Veranstaltung zum Thema “Musikkultureller Transfer zwischen Wien und Dresden zu Beginn des 18. Jahrhunderts” statt. Die “Duettpartner” waren Christian Ahrens (Berlin) und Beatrix Darmstädter (Eisenstadt/Wien), die auch die Initiatorin dieser Reihe ist.
Bezugnehmend auf das aktuell erschienene Buch „Musikalische Werbungs- und Hochzeitsgaben Friedrich Augusts II. an Maria Josepha 1718/19“ (Hollitzer 2024) sprachen die Autorin und der Autor über Themen dieser Publikation. Dabei lenkte Beatrix Darmstädter die Aufmerksamkeit auf den Austausch von Musikern und die gegenseitige Beeinflussung der Höfe Wiens und Dresdens im Zuge von instrumentenbaulichen Entwicklungen. Im Zentrum standen Jan Dismas Zelenkas 1718 in Wien entstandene Capricci, die von den Brüdern Leichamschneider ausgehenden Neuerungen im Blechblasinstrumentenbau, die in den Folgegenerationen zum Inventionshorn führten, und die Bemühungen des Wiener Hofs um das Engagement von Silvius Leopold Weiss. Die Impulse Pantaleon Hebenstreits und seiner Wiener Scholaren für das Spiel des Hackbretts am Wiener Hof und folglich für die Akzeptanz des Hammerklaviers in Wien und Seitenblicke auf die höfische Festkultur im Rahmen der Wienbesuche des sächsischen Kurprinzen leiteten über zur choreographierten Schiffsfahrt des frisch verehelichten Königspaars auf der Elbe und zu den kunsthistorischen Aspekten des venezianischen Schiffbaus, mit der Christian Ahrens seinen Vortrag eröffnete. Folglich diskutierte er die Trompeten- bzw. Hornstimmen in der Serenata di Moritzburg sowie der F-Dur-Sinfonia von Johann David Heinichen und analysierte sie im Vergleich mit Werken von Johann Sebastian Bach.
Als musikalisches Entrée boten Studierende unter der Leitung von Emanuel Schmelzer-Ziringer Rezitativ und Arie der Silvia aus Johann David Heinichens “Serenata di Moritzburg” (SeiH 204).
Nach den Präsentationen gab es auch Gelegenheit, mit den Fachleuten zu diskutieren und Fragen zu erörtern.
Nächste Themen und Termine:
Di., 10.6., 17:30 Uhr: “Baulich modifizierte Streichinstrumente – 3D-CT-basierte Analysemethoden und Aufführungspraxis” mit Rudolf Hopfner (Wien) und Kai Köpp (Bern)
Di, 21.10., 17:30 Uhr: “Das Clavichord zur Zeit Haydns” mit Tom Beghin (Gent) und Alfons Huber (Wien)
Di., 9.12., 17:30 Uhr: “Stefan Kocsis zum 95. Geburtstag” mit Gerhard Krammer (Eisenstadt) / t.b.a.
