2010 – The Next Generation
Mit seinem neuartigen, tief im Geiste der Aufklärung wurzelnden Umgang mit dem musikalischen Material, entwickelte Haydn nichts weniger als eine Grammatik der „Weltsprache Musik“, die gleichzeitig die Grundlage zur Entstehung der sog. „absoluten Musik“ bildete. Der weitreichende Einfluss zeigt sich nicht nur in den folgenden Generationen (Beethoven, Hummel, Brahms) sondern ist bis in die Moderne und zeitgenössische Musik wirksam.
Im Mittelpunkt des zweiten Jahres standen die verschiedenen, individuellen Ausprägungen der von Haydn gelegten grammatikalischen Basis in der Komposition am Beispiel dreier seiner Schüler bzw. Nachfolger und ihre Bedeutung für die stilistische, technische und ästhetische Weiterentwicklung des „klassischen Ideals“ und seiner Transformierung im Übergang zum „romantischen Individualismus“.
Inhalt des Projekts war die Erarbeitung der Werke Pleyels, Hummels, Beethovens u. a. Zeitgenossen in Kammermusikgruppen und Orchesterprojekten, begleitet von Vorträgen und Workshops.
Zwei Schwerpunkte bildeten Klavierwerke und Gesangskompositionen (sowohl Sololieder mit Klavierbegleitung als auch Kammerchorkompositionen) in Gegenüberstellung zu Neuschöpfungen junger Komponisten und deren Uraufführung.
Veranstaltungen
- Die österreichische Erstaufführung (!) des Hummelschen Oratoriums „Der Durchgang durch das Rote Meer“ (ein Werk, das sowohl thematisch als auch kompositorisch eine Fortsetzung der „Schöpfung“ Haydns darstellt) am 7. Mai 2010 im Haydnsaal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt bildete den künstlerischen Höhepunkt dieses Intensivprogramms.
- Weitere Aufführungen fanden statt im Festsaal der Savaria Universität Szombathely (Ungarn) und im Sendesaal des Slowakischen Rundfunks Bratislava (Slowakei).
Musiktheoretiker, Historiker, Komponisten und Interpreten erarbeiteten in Vorträgen, Workshops und Proben entsprechende Werke und Programme, die in Konzerten präsentiert wurden.
Die Auseinandersetzung auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik mit dem Erbe Haydns, das einen zentralen Stellenwert im Projekt „Haydn, the progressive“ einnimmt, hatte höchst originelle Uraufführungen der teilnehmenden Komponisten zur Folge, die sich in diesem Jahr hauptsächlich avantgardistischer Techniken und Tendenzen verpflichtet fühlten.
Die verschiedenen historischen, theoretischen und vergleichenden Annäherungen an Haydns Erbe machten die Veranstaltungen, nicht zuletzt durch ihre individuellen nationalen Prägungen, zu einer bunten Mannigfaltigkeit an Perspektiven und Impulsen, die sich in der Untermauerung des Progressiven in Haydns Musik verdichteten.
Damit war ein weiterer Beitrag zum Verständnis seiner „Weltsprache“ und ihrer Bedeutung für die nachfolgenden Generationen bis zur heutigen Zeit gebildet.