Vortrag

Adela Liculescu

Die Ebene der erweiterten Virtuosität in den Études d’exécution transcendante, S. 139 von Franz Liszt


Die Klaviermusik von Franz Liszt gilt im allgemeinen Bewusstsein als außergewöhnlich
virtuos und effektvoll. Virtuosität wurde sehr lange mit der Idee der technischen
Herausforderung assoziiert – was aber nur eine Facette der Lisztschen Klaviermusik
darstellt: eine erste Ebene der technischen Voraussetzung. Wenn man die virtuosen
Klavierwerke von Liszt nur im Sinne des „Technisch-Virtuosen“ interpretiert, dann fehlt
eine wesentliche intrinsische Dimension des Werkes, in welcher Elemente wie der
Ausdruck, die Emotion und die Intensität eine wichtige Rolle spielen. Eine solche
Dimension der Interpretation nenne ich „die Ebene der erweiterten Virtuosität“.
In meiner künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung als Doktorandin an der
Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz habe ich anhand des Fallbeispiels
der zwölf Études d’exécution transcendante, S. 139 von Franz Liszt bestimmte
Parameter identifiziert, welche eine Interpretation im Sinne der erweiterten Virtuosität
unterstützen. Aus der Gesamtheit dieser Parameter ergibt sich eine Methode, welche
von Pianistinnen und Klavierdozentinnen bei der Erarbeitung einer Interpretation im
Sinne der „erweiterten Virtuosität“ gezielt eingesetzt werden kann.
Ich befinde mich derzeit am Ende meines Forschungsprozesses und jetzt möchte ich
die Ergebnisse meiner Forschung mit anderen Pianistinnen bzw. weiteren Interessentinnen teilen. Die Themen der Präsentation sind:

  • Kurze Kontextualisierung: Anerkennung der Ebene der erweiterten Virtuosität
    im künstlerischen „Diskurs“ und in der Sekundärliteratur;
  • „Werktreue“ in der Lisztschen Interpretation: das Spannungsfeld „Werk“ /
    „Notentext“ / „Aufführung“;
  • Die musikalische Logik der Aufführung / Der musikalische Sinn;
  • Technische Voraussetzungen für die erweiterte Virtuosität;
  • Musikalische Prinzipien der erweiterten Virtuosität.

Die vorgestellten Konzepte werden mit Noten- und Musikbeispielen erläutert.
Ich hoffe, dass diese Ideen in der Zukunft viele Pianist*innen erreichen bzw. inspirieren
können.